1. ruderjahr-1952
Ruderjahr 1952

Wie wir gelesen haben, ging also der Ruderbetrieb wieder los. Bald vergrößerte sich der Kreis er Schulruderer sehr schnell. Schon im Jahre 1952 hatte die Ruderriege unserer Schule schon wieder 36 aktive Mitglieder.

In den Sommerferien weilte der Protektor, Herr Oberstudienrat Papenhausen, mit 6 Schülerruderern in Plön am Plöner See. Das Internatsgymnasium hatte den Fahrtteilnehmern (Protektor Papenhausen, Bleumer, Schmidt, Ahrens, Manke und Gebrüder Thörner) das Bootshaus und die Boote kostenlos zur Verfügung gestellt. Unsere Ruderer verbrachten dort sehr schöne Ferientage und brachten uns ein Bild des Schülerbootshauses mit.

Im Jahre 1952 tat sich noch mehr. In den Mitteilungen des „Osnabrücker Rudervereins“ erschien auch ein Artikel unseres Protektors über „Das Schüler- Rudern an der Staatl. Oberschule für Jungen.“ Ich habe diese Mitteilungen vom August 1952 mit in unsere Chronik genommen, weil dieser Artikel über unsere Ruderriege sehr Lesenswert ist und recht deutlich unsere damalige Lage schildert.

 

Das Olympische Jahr 1952

hat dem deutschen Rudersport Namen und Anerkennung in der weiten Welt zurückgewonnen. Wir alle nehmen mit Stolz und Freude Anteil an den Erfolgen unserer Kameraden in Helsinki.

In unserem eigenen Verein hat uns dieses Jahr erfreulicherweise erstmals wieder nach dem Kriege den Start und Sieg in mehreren auswärtigen Regatten gebracht, worüber Sie weiter unten Näheres finden können. Wir erkennen mit Stolz und Freude die Erfolge unserer Kameraden an und wünschen nur, daß uns das nächste Jahr eine glückhafte Fortsetzung der schönen Anfangserfolge dieses Jahres bringen wird.

Das Rennrudern bildet Spitze und Ziel der Vereinsarbeit. Eine solche leistungsstarke Spitze kann jedoch nur auf dem breiten Fundament einer Gemeinschaftsarbeit aufgebaut und gehalten werden. Wo kein Nachwuchs gewonnen und geschult wird, werden auf die Dauer keine Rennmannschaften vorhanden sein. Wo kein Fahrtenrudern betrieben wird, kann unmöglich die ruderische Reife zum späteren Training erworben werden. Ein reges, sportliches Vereinsleben braucht die alten ewigjungen Vorbilder. Daraus ergibt sich, daß unsere Vereins- und Sportgemeinschaft die Mitarbeit jedes Einzelnen braucht, um eine vollwertige Vereinsarbeit zu erzielen. Auf dem weiten Arbeitsfeld gehören alle Mitglieder vom jüngsten Jugendlichen bis zum ältesten Rudersenior, vom Wander- und Fahrtenruderer bis zum Rennaktiven zu gemeinsamen Einsatz zusammen, weil erst dann der Sinn unserer sportlichen Arbeit erfüllt wird.

In diesem Sinne rufen wir alle unsere Mitglieder zu dem sich gegenseitig ergänzenden Aufbau unseres ruderischen Vereinslebens auf.

Unsere nächste Veranstaltung

ist die interne Regatta mit anschließendem Sommerfest

am Sonntag, dem 17. August 1952, 15 Uhr nachmittags
am Bootshaus.

Vorweg wird die Taufe des inzwischen eingetroffenen neuen Bootes durch Herrn Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück erfolgen. Zu der anschließenden internen Regatta hat der Ruderklub Rheine seine Teilnahme zugesagt. Wir hoffen, daß alle Veriensmitglieder mit Angehörigen, Freunden und Bekannten an dieser Veranstaltung und dem Sommerfest teilnehmen.

Die neue „Ruderfibel“,

das Nachschlagebuch mit ungemein vielseitigem Inhalt für Anfänger und Fortgeschrittene, ist für 1,25 DM bei der Buchhandlung Wunsch, Osnabrück, Krahnstr. 42 erhältlich.

 

Der Olympische Eid,

der die Teilnehmer an den Olympischen Spielen als ehrenhafte Kämpfer dazu verpflichtet, die Regeln der Spiele zu achten und in ritterlichem Geiste zur Ehre ihres Landes und zum Ruhm des Sports zu handeln, sollte für jeden Sportler tägliche Verpflichtung sein. Denn: fair play ist Kants kategorischer Imperativ ins Sportliche übertragen. Und weiter: Eine sportliche Betätigung, die nicht aus Freudigkeit und Lebenslust erwächst, ist wie eine Berufsarbeit, die durch das ewig wiederholte Einerlei stumpf macht.

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Der Tag des Rudersports am 4. Mai 1952

war die erste Großveranstaltung der gesamten Deutschen Ruderschaft in diesem Jahre. Unter 135 teilnehmenden Vereinen haben wir in dem Wettbewerb I und II den 43. Platz und im Wettbewerb III den 29. Platz bekommen.

Wußten Sie schon, daß

1 Paar Skulls                          93,– DM
1 Riemen                                80,–   „
1 Planke                                 14,–   „
1 Bootshaken                         4,80                 „
1 Drehdolle                             24,50 „
1 Dolle für Skulls                   19,80 „
1 Rollsitz                                 22,50 „
1 Rollsitz-Achse                      4,25 „

kosten? Beachten Sie dieses bitte bei Behandlung des Bootsmaterials und bei Würdigung der Beiträge, die in der diesjährigen Hauptversammlung folgendermaßen festgesetzt wurden:

Ausübende Mitglieder monatlich     6,– DM
Unterstützende Mitglieder jährlich  30,–   „
Schüler monatlich                                   1,–   „
Auswärtige Mitglieder jährlich         10,–   „

Dazu muß man noch wissen, daß das neu angeschaffte Boot über 2000 DM kostete.

 

Zahlen, die jeden Ruderer interessieren!

Ruderer haben von allen Sportlern den größten Lungenumfang. Die durchschnittliche Kapazität eines Stubenhockers beträgt 3,3 Liter, die eines Schwerathleten 3,9 Liter, die eines Fußballers 4,2 Liter, die eines Leichtathleten 4,7 Liter, die eines Schwimmers 4,9 Liter, die eines Ruderers 5,4 Liter. Ausgesprochene Spitzensportler habe noch größere Kapazitäten: ein Rennruderer der Seniorenklasse hat im Schnitt einen Lungeninhalt von 7 Liter.

Als Wiederholung aus den Vereinsmitteilungen
vom März 1952

wird noch einmal der neue Vorstand nachstehend aufgeführt:
Ehrenvorsitzender: Unser langjähriger I. Vorsitzender Franz Gürth
I. Vorsitzender: Dr. Wilhelm Gröne, Osnabrück, Große Straße 7, Tel. 68 37
II. Vorsitzender: Oberregierungsrat Botho Wirths, Osnabrück, Rolandsmauer 25A, Tel.41 71
I. Schriftführer: Walter Joost, Osnabrück, Am Süntelhügel 1, Tel. 61 53
Rechnungsführer: Hermann Pleitner, Osnabrück, Brinkstr. 73, Tel. 40 31/4 43
Sportl. Leiter: Karl Helmich, Osnabrück, Schöllerstr. 25, Tel. 21 22
Leiter der Jugendabteilung: Karl-Heinz Zielke, Osnabrück, Sutthauser Str. 116, Tel. 82 81
Leiterin der Frauenabteilung: Gertrud Bardinal, Osnabrück, Albertstr. 26, Tel. 32 74

 

 

Auszug aus dem Jahresbericht für 1951.

In  s p o r t l i c h e r  Hinsicht galt es zunächst die Jungmannen wieder an Trainingsdisziplin zu gewöhnen und sich im Wettbewerb im Wesentlichen auf das eigene Rudergewässer zu beschränken.

Eine Kurzstrecken-Regatta auf der Hase am Herrenteichswall am 26.8.51, an der auch Münster und Rheine beteiligt waren, diente in erster Linie der Werbung für den Rudersport.

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Am 2.9.51 feierte  R h e i n e   sein 50jähriges Jubiläum, an dem unsere Mitglieder zahlreich teilnahmen. Bei der frei vereinbarten Regatta siegte unsere Vierermannschaft überzeugend und auch die Damen gewannen im Stilruder-Wettbewerb. Die Mannschaft: Sauerhering, Desmarowitz, St. Zielke wurde auf einer Langstrecken-Regatta über 9 km in Wesel ohne Langstrecken-Training zweites Boot von vieren, was dort größte Beachtung fand.

Am 13.9.51 fand das Abrudern mit   V e r e i n s – R e g a t t a   statt, bei der 12 Rennen zum ersten Mal nach dem Kriege wieder unter starker Beteiligung der Jugend abgewickelt wurden.

Auch das   W a n d e r r u d e r n   wurde fleißig gepflegt. Alle Vereinsfahrten aufzuzählen, würde zu weit führen. Eine Mosel-Verbandsfahrt wurde im August von fünf Mitgliedern von Trier bis Koblenz mitgerudert.

Insgesamt wurden 54 460 Mannschaftskilometer bei 13 177 Bootskilometer in 1529 Fahrten gerudert. Das bedeutet eine Zunahme um 85% gegenüber dem Vorjahre.

Gegen Jahresschluß wurde vom Kam. Zielke ein Lehrgang im  R e t t u n g s s c h w i m m e n    organisiert, der nicht nur im ORV, sondern auch in der Tagespresse große Beachtung fand.

Vom RV Oldenburg wurde ein gebrauchter Doppelzweier gekauft und auf den Namen  „H u n t e “ getauft.

Zur Verbesserung der   S c h l e u s e n u m g e h u n g   in Hollage stehen die Verhandlungen mit dem Wasser- und Schiffahrtsamt vor dem Abschluß.

Das Schülerrudern hat sich wider Erwarten gut entwickelt, so daß der Zuwachs stark gesichtet werden muß, solange Bootsknappheit besteht.

Auch die   D a m e n a b t e i l u n g   hat sportlich gute Fortschritte gemacht, nachdem die Ausbildung der Anfängerinnen methodisch und energisch durchgeführt wurde.

Unter den   g e s e l l i g e n   Veranstaltungen ist besonders das Kostümfest „Kokokili“ im Bootshaus zu erwähnen, das sehr gut besucht war und großen Anklang fand.

An weiteren Veranstaltungen sind noch die Nachfeiern zur Hauptversammlung, zum Anrudern, zum Abrudern und das Sommerfest im Anschluß an die Hase-Regatta zu erwähnen. Die Damen veranstalteten einen bunten Abend und eine Nikolausfeier für die Kinder. Außerdem fanden eine Reihe kleinerer geselliger Zusammenkünfte im Bootshaus statt.

Die Mitgliederzahl betrug:

männliche:     181(i.V.  159)
weibliche:        65 (i.V.  48)
insgesamt:     256 (i.V. 207)

Dazu kommen noch zirka 90 Schüler, die der Jugendabteilung angehören und sich auf die Staatl. Oberschule und das Ratsgymnasium verteilen.

/3/

Der Ausblick auf 1952 wird als durchaus günstig beurteilt, nachdem nun ein sportlicher Anfang gemacht wurde und auch die Ruderer, die nicht mehr für das Training in Frage kommen, regelmäßige Übungsabende eingerichtet haben. Somit ist nun das Bootshaus für alle aktiven Ruderer und Ruderinnen zu einem Mittelpunkt geworden und auch die passiven Mitglieder haben sich allmählich daran gewöhnt, ihre Freizeit in unserem schönen Bootshaus zu verbringen.

 

Regatta-Erfolge

Im Anschluß an die Hauptversammlung verpflichtete unser neuer 1. Vorsitzende, Kam. Dr. Gröne, folgende Ruderer zum strengen Training: Desmarowitz, Sauerhering, von Bredow, Alfeis, Bock jun. und Bietz.

Kam. Zielke übernahm die Trainingsleitung, während Kam. Krahmer ihn zu unterstützen bereit war. Aus diesen wenigen Ruderern einen schlagkräftigen Vierer zusammenzustellen war nicht so ganz einfach, zumal nur zwei Ruderer ein kurzes Vortraining hinter sich hatten. In aller Stille haben sich diese fünf Ruderer regelmäßig an fünf Abenden in der Woche ins Boot gesetzt, um neben der Anfängerausbildung mit einem Mädchen-Vierer, der im Stilrudern fit gemacht werden sollte  (Satz unvollständig).

Um überhaupt erst mal einen Maßstab zu gewinnen, wurden sowohl der Herren-Vierer als auch der Damen-Vierer für die Regatta in Hameln, bei der die Mannschaften in Gigs starten konnten, gemeldet. Hier zeigte sich nun die überraschende Tatsache, daß der Vierer gut im Rennen lag und das eine Rennen überzeugend gewann, während er beim anderen an zweiter Stelle lag, aber ansichtsreichere Mannschaften hinter sich ließ. Weniger Glück hatten die Damen, weil wohl die Schiedsrichter über die Tempi verschiedener Meinung waren, obwohl die Damenmannschaft einen guten Eindruck machte. Dieser Erfolg spornte die Vierermannschaft so an, daß sie in Emden in geliehenen Booten zwei schöne Siege in Gigs herausruderte. Das Erfreulichste daran war der Kampfgeist, der sie befähigte, die Rennen von hinten her zu gewinnen, d.h. sämtliche Gegner nacheinander zu überholen und sich selbst an die Spitze zu setzen.

Nun sollte die Probe auf das Exempel auch im  R e n n b o o t   gemacht werden, obwohl in dieser schwierigen Bootsgattung nur wenig Trainingsfahrten gemacht werden konnten. Außerdem bedeutete dies den Übergang von der 1000-Meter-Strecke auf 2000 Meter. Das Risiko, auf der besten westdeutschen Strecke über den Maschsee mit 6 Booten im Start anzutreten, mußte in Kauf genommen werden. Der erste Start im Rennvierer für Städte unter 125 000 Einwohner erbrachte nur den 2. Platz (von 5 Booten), weil sich die Mannschaft durch Spurts vorzeitig verausgabte. Das an sich schwierige Rennen, zu dem 8 Vereine, und zwar auch 2 Hamburger, der DRV Hannover und Hansa-Bremen u.a. teilnehmen, wurde dagegen überlegen gewonnen, obwohl es das erste Rennen in einem geliehenen Holzboot war, das die Mannschaft in dieser Bootsgattung bestritt.

Der nächste Sonntag führte dieselbe Mannschaft nach Dortmund, wo wieder ganz andere Wasserverhältnisse und andere Gegner angetroffen wurden. Auch hier war es so, daß im ersten Rennen Osnabrück 2. Boot wurde, während das zweite mit ¾ Längen schwer kämpfend, aber sicher gewonnen wurde.

Einen weiteren schönen Sieg holte sich die Mannschaft am folgenden Sonntag in Bremen, wo sie auf der Weser im Jungmannen-Vierer gegen die Renngemeinschaft Bremen 62/Post-Sportverein erfolgreich zu bleiben verstand.

Alles in allem genommen können wir mit diesem Ergebnis des diesjährigen Trainings vollauf zufrieden sein. Noch haben sich manche Mängel in der Organisation gezeigt und vor allen Dingen war die Anteilnahme der Vereinsmitglieder viel zu gering, aber auch das wird sich bessern, wenn demnächst das Vertrauen in die Kampfkraft der Trainingsmänner und in das Können der Trainer gestärkt ist.

/4/

Organisation der Regatta-Besuche.
(Auszug aus den Merkblättern der DRV.)

Donnerstag abends im Bootshaus:
Trainer, Ruderwarte und Trainingsmänner beraten und telefonieren unter sich mit Gott und der Welt, überlegen, wie sie Boote transportieren können, suchen Autobesitzer für den Mannschaftstransport, und der Bootswart läuft mit dickem Kopf herum! So war es, aber so darf es nicht wieder werden, denn so geht es nicht! Wenn auch Vorstandsmitglieder und Amtsträger keine geborenen Kaufleute sind – in diesem Falle müssen sie dennoch kaufmännisch denken, planen und handeln. Der Regatta-Besuch ist nun einmal mit größeren finanziellen Opfern verbunden. Schon deshalb muß er weit mehr von dem zuständigen Trainings- und Ruderausschuß durchdacht, aufgebaut und gelenkt werden. Trainer und Mannschaften sollen möglichst mit diesen Dingen nicht zusätzlich belastet werden, sondern der engere Arbeitskreis vom Vorsitzenden bis zum Ruderwart muß den Besuch einer Regatta verantwortlich gestalten.

Eine solche Arbeit ist nicht von heute auf morgen zu schaffen, sondern sie muß schon im Frühjahr beginnen, wenn die ersten Wettfahrtausschreibungen im „Rudersport“ erscheinen. Dann schon müssen die für den Bootstransport geeigneten Fahrzeuge ermittelt und die Aufbauten fertig gemacht werden. Die Vereinsmitglieder müssen von dem Regatta-Besuch verständigt werden, damit ihr Interesse geweckt wird. Nur so ist zu erwarten, daß auch die nötigen Privatfahrzeuge für die Regattabummler freiwillig gestellt werden.

Die Klagen über mangelnde Vorbereitung der Regatta-Besuche hört man immer wieder von den Obleuten mancher Vereine auf den Regatta-Plätzen. Bootsschäden wegen ungenügend vorbereitetem Transport, nervöse Trainer und Ruderer, gegenseitige Vorwürfe usw. sind immer die Folge dieser Organisationsmängel. Der DRV U.A. „Regattawesen“ hält die Vereine immer wieder zu einer besseren Regie der Regattabesuche an, denn es liegt in deren eigenen Interesse, die Rennruderer von allen zusätzlichen Sorgen zu befreien und ihnen durch Stegspucker aus den eigenen Vereinen eine bessere Resonanz auf den Regatten zu geben.

 

FISA-Kongreß in Cannes.

An dem diesjährigen FISA-Kongreß nahm von Deutschland Präsident Dr. Walter Wülfing und der Ehrenvorsitzende Dr. Oskar Ruperti teil. Insgesamt interessant, daß nun auch die Russen mit 30:7 Stimmen in den Weltverband der Ruderer aufgenommen worden sind und dass sich die UdSSR bereit erklärt haben (sic), an den Kämpfen in Helsinki teilzunehmen. Man ist gespannt, was sich in dieser Hinsicht in dem Land weit hinter dem Eisernen Vorhang zugetragen hat. Für die Endläufe wurden auf der Olympiade 5 Startplätze festgelegt.

 

/5/

Neue Regattastrecke bei Bielefeld?

Zwischen den Vororten Schildesche und Brake soll bei Bielefeld ein Stausee – ähnlich der Anlage des Maschsees in Hannover – entstehen, der 15,8 ha umfassen wird. Die betroffenen Grundstückseigentümer haben sich bereits mit dem Projekt einverstanden erklärt. Das östliche Westfalen würde mit diesem Stausee eine seit langem entbehrte Wassersportanlage erhalten.

Friedrich Dierks 70 Jahre

Am 26.4.52 beging unser Ehrenmitglied und Mitbegründer des ORV seine 70. Wiegenfest. Seitdem 1920 der Sportbetrieb auf dem Kanal aufgenommen werden konnte, war Kam. Dierks aktiv tätiger Ruderer und unermüdlicher Förderer des ORV. Im Jahre 1899 wurde er Mitglied der RV Deutschland in Hannover und 1920 trat er dem Berliner Ruder-Club bei. In beiden Vereinen trainierte er mehrere Jahre, startete und siegte auch im Vierer und Achter auf verschiedenen Regatten u. a. in Bremen und Berlin. 1905 gewann er in Grünau den „Staatspreis“ im 1. Jun.-Vierer. Dem BRC ist er dann auch lange Zeit späterhin treu geblieben.

Beim ORV war er immer ehrenamtlich im Vorstand tätig und übernahm 1928 von Rudolf Gosling das Amt des 1. Vors. Bis dahin hatte sich der Verein sportlich soweit heraufgearbeitet, daß nach Einstellung eines Berufstrainers die ersten Siege auf offenen Regatten errudert wurden und die Siegeskurve bis 1933 steil nach oben führte. Aus politischen Gründen legte Kam. Dierks 1934 sein Amt nieder, doch hielt er nach wie vor dem Verein die Treue und betätigte sich auch ohne Unterbrechung bis zum heutigen Tage eifrig im Vorstand, als Ruderer und als Trainingsberater mit so lebhaftem Interesse und in einer Frische, wie sie eben nur einem konsequenten Ruderer eigen ist, der nicht nur im eigenen Interesse und bei gutem Wetter, sondern auch im Interesse der Gemeinschaft auch bereit ist, bei schlechtem Wetter seine Wanderfahrten anzutreten. Es dürfte wohl kein Vereinsmitglied geben, das Kam. Friedrich Dierks zu seinem 70. Geburtstag nicht nur die herzlichsten Glückwünsche übermitteln würde, sondern ihm auch noch Jahrzehnte in der bisherigen Gesundheit und Frische wünschen möchte.

 

Veranstaltung der Damenabteilung des ORV
am 18. November 1951

Die Damenruderabteilung des ORV hatte zu einer frohen Fahrt im „Ruderbötchen“ am 18.11. im Bootshaus eingeladen. Der ideelle Zweck dieser Veranstaltung sollte darin bestehen, unsere primitive Damengarderobe zu verschönen und gemütlicher zu gestalten, damit unsere Vereinsdamen im Sommer einen gepflegten Umkleideraum vorfinden. Es fand diesmal eine Ruderfahrt für alle Mitglieder statt, für aktive und passive Ruderer und Ruderinnen. Sie begannen nach einer herzlichen Begrüßung durch die Leiterin der Damenabteilung, Kameradin Bradinal, mit dem neugedichteten Lied: „Zieh‘ die Ruderhose an, such‘ dir einen Steuermann und dann nichts wie mit dem Boot ‚raus…“

Nach erfolgter Abfahrt in beschwingter Stimmung wurde in launigen Versen das Ruderleben besungen. Nach der Melodie „Hummel, Hummel“ ertönte der fröhliche Kehrreim: „Mit Humor… mit Humor… rollt es sich viel besser vor, sei’s in Osna oder Rheine, mit Humor geht’s von alleine, unser Ruderbötchen gleitet mit Humor.“ Wir erlebten auf dieser Fahrt u. a. natürlich auch die durch ein kräftiges Hauruck eingeleiteten „Uferrandbemerkungen“, wie etwa „Fahr’n Sie mir nicht in die Angel rein, denken Sie, Sie sind auf dem Wasser allein?“ – Oder: „Denken Sie von uns nichts Schlecht’s, aber mir gefällt die dritte von rechts.“ Natürlich stellten sich die Sprecher am Ufer persönlich vor! Auch die Durchfahrt durch die Eversburger Badeanstalt und ähnliche feucht-fröhliche Erlebnisse wurden nicht vergessen. Vor allem wurde im Ruderbötchen immer wieder recht kräftig gesungen. So regte z. B. ein vorbeifahrender Schleppzug, auf dessen Kahn die Windeln lustig im Winde trockneten, zum Liede an: „Wenn die bunten Fahnen wehen“, während wir bei der Ausfahrt aus der Schleuse sangen: „Die Welt ist so weit, die Welt ist so schön“, bis auf dem Rastplatz die bayrischen und schwäbischen Madeln miteinander wetteiferten.

Bei der üblichen Rast am Ufer gelangte als besondere Überraschung ein Fernsehhörspiel zur Aufführung. Es war die Uraufführung dieses nach einer wahren Begebenheit verfaßten Sketches unter dem Titel „Der Mond an der Hase.“ Mit bescheidenen Mitteln, großer Begeisterung und Vorfreude und mit noch mehr Ginster war die Szenerie wirkungsvoll aufgebaut! Ein strahlender Mond beschien einzig und allein im völlig dunkeln Raum das zärtliche Liebespaar, welches unter den zarten Klängen des Liebesliedes „Heimlich still und leise an der Hase sitzt ein Liebespaar in dunkler Nacht …“ sich auf eine verschwiegene Bank am Herrenteichswall begab. Sie spielten ihre Rolle ausgezeichnet, wurden aber leider gestört, und diese romantische Szene endete mit dem Auftreten des Überfallkommandos. Reicher Beifall belohnte die Mitwirkenden. Nach einer Pause wurde dann die Wanderruderlotterie mit ihren teilweise recht humorigen Komplexen durchgeführt, wobei sich sogar erfahrene Ruderer verblüffen ließen. Immerhin konnten aber dennoch 14 glückliche Gewinner ihre z. T. recht willkommenen Preise einheimsen. Nach rascher Heimfahrt gab es dann bei gemütlichem Beisammensein im Bootshaus noch anschließend zwei gymnastische Darbietungen. Es wurde eine Gymnastik von 1951 in Form eines sehr hübschen Walzers gezeigt, welcher so gut gefiel, daß er wegen des anhaltenden Applauses wiederholt werden mußte.

Der grotesk gebrachte Gegensatz: ein Ausschnitt aus dem Frauenturnen um 1900 rief wahre Lachsalven hervor und veranlaßte die Mitwirkenden auch zu einer teilweisen Wiederholung.

Man kann die Veranstaltung wohl als gelungen bezeichnen. Es muß aber gesagt werden, daß man angesichts der vielen Mühe unter Aufopferung der Freizeit sowie angesichts des selbstlosen Sichzurverfügungstellens der Mitwirkenden einen regeren Besuch erwartet hatte. Handelt es sich doch hier darum, einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, ohne die Vereinskasse zu belasten und aus eigener Initiative die Mitglieder mit geringsten Unkosten ein paar Stunden gut zu unterhalten. Aber dennoch: der Ertrag war befriedigend, der Kuchen war sehr gut und billig und schmeckte ausgezeichnet und es wurde sehr viel gelacht. Ein frohes Tänzchen brachte zu späterer Stunde den endgültigen Abschluß dieser vergnügten Ruderfahrt

 

Das Schülerrudern an der Staatl. Oberschule für Jungen.

„Die Zahlen lügen nicht“, so behaupten es wenigstens die Mathematiker, und  d i e  müssen es ja wissen. Vertrauen wir den nackten Zahlen, dann hat unsere Schüler-Ruderriege ganz beachtliche Fortschritte gemacht. Mit 12 Schülern fingen wir vor Jahren an, bald wurden es 20, im vorigen Jahr hatten wir 32 und in diesem Sommer sind wir schon auf 36 angewachsen. Wäre ich etwas eifriger in der Werbung, würde ich mir zu- /7/ trauen, 40-50 Schüler unserer Anstalt für den Rudersport zu gewinnen. Aber ich bin als Sportlehrer geeignet, den Zahlen zu mißtrauen, die zwar für eine Statistik ganz gut sein mögen, über die tatsächlich geleistete Arbeit jedoch gar nichts aussagen. Wenn ich die großen Zahlen ablehne, so geschieht das aus der Erkenntnis heraus, daß das Rudern seinem Charakter nach und wegen seiner technischen Voraussetzungen kein Massensport sein kann.

Eine Ruderriege, wenn sie diesen Namen verdient, muß organisch wachsen und sich zu einer echten Sportgemeinschaft entwickeln. Das ist eine für Schüler und Lehrer sehr mühsame Aufgabe, die nicht immer gelingt, weil die Elemente nicht immer zusammenpassen. Das ist eine Arbeit, die sich im Stillen vollzieht und von keiner Statistik zu erfassen ist. Suchen wir trotzdem festzustellen, was eine Ruderriege wert ist, so müssen wir fragen, was sie an Gemeinschaftsgeist, Verantwortungsgefühl und Opfersinn aufzubringen vermag. Wende ich diesen Maßstab auf unsere junge Riege an, so muß ich leider gestehen, daß wir wenig Fortschritte gemacht haben. Jetzt könnte ich als Vertreter der älteren Generation mit Pharisäermiene gewaltig ins bekannte Horn stoßen und den Jungen zurufen: „Als wir noch jung waren, da war alles viel besser, da verwaltete sich eine Schüler-Riege selbst, da gab es Schüler-Rudervereine, die Bootshäuser in Ordnung hielten, Boote kauften und Regatten besuchten, ohne daß die Protektoren sich viel darum gekümmert hätten.“ Sätze, die mit den Worten beginnen: „Als wir noch jung waren“, werden meistens falsch, weil sie aus einer falschen Perspektive gedacht werden. Die Jugend von heute ist nicht schlechter oder besser, als die Jugend von gestern, sie ist nur anders. Die Kunst der Pädagogen besteht zunächst darin, dieses Andere zu begreifen und zu verstehen. Die Primaner von heute sind eben so, daß man ihnen noch keine Riege anvertrauen kann, bisher haben sie nach meinen Erfahrungen aus verschiedenen Gründen versagt. Erziehen wir den jungen Nachwuchs so, daß die Primaner von morgen in diesem Sinne und in dieser Aufgabe nicht mehr versagen!

Zum Abschluß noch ein Wort zur Bevölkerungsbewegung und zum Aufbau unserer Riege. Die 36 Schüler der Riege setzen sich aus 24 alten und 12 neuen Mitgliedern zusammen. Bei dem drückenden Mangel an Booten bin ich froh, daß nur 12 Anfänger auszubilden sind. Zu dem oben aufgeführten inneren Grund, warum ich größere Zahlen für die Riege ablehne, kommt schließlich der äußere, daß auch der fähigste Ruderlehrer nicht imstande ist, an einem Nachmittag 30-40 Ruderer auszubilden, wenn nur 3, manchmal auch 4 Riemenvierer zur Verfügung stehen. Ein Ruderlehrer, der etwas mehr sein möchte als ein sog. Fahrdienstleiter, benötigt für eine sportgerechte Ruderausbildung mindestens das Doppelte an Booten und … an Zeit. Unter der Leitung des Protektors rudern die Jungen jeden Dienstag von 15-18 Uhr, sind die Boote nicht pünktlich um 18 Uhr zurück, sind die Erwachsenen, die darauf warten, böse. Jeden Freitagnachmittag rudern die Schüler unter eigener Regie, abwechselnd bemühen sich die 7 von mir ernannten Ruderwarte, den Zerstörungstrieb ihrer Kameraden zu zügeln. Wenn ihnen das nicht immer gelingt, sollten die Erwachsenen die Luft anhalten und nicht gleich verzweifeln. Laßt uns etwas mehr Geduld haben mit der Jugend und bedenken, daß auch wir einmal jung waren!

 

 

10 Gebote zur Lahmlegung des Vereinslebens
  1. Besuche keine Vereinsversammlungen.
  2. Wenn du kommst, so komme zu spät.
  3. Wird eine Versammlung vorbereitet, so erkläre die vorbereitenden Arbeiten des Vorstandes und der anderen Mitglieder für verkehrt.
  4. Sabotiere Verbandsbeschlüsse.
  5. Nimm nie ein Amt an, da es leichter ist zu kritisieren, als selbst Arbeit zu leisten. /8/
  6. Trotzdem sei gekränkt, wenn du zur Mitarbeit nie aufgefordert wirrst. Ist dies der Fall, so gehe nie zu den Sitzungen.
  7. Wenn der Vorsitzende dich um deine Meinung fragt, so sage, du habest  n i c h t s  zu bemerken. Nachher erzähle allen, wie es habe gemacht werden müssen.
  8. Tue nur das absolut Notwendige, wenn aber   a n d e r e   Mitglieder selbstlos Zeit und Arbeit für die Sache einsetzen, so klage über Cliquenwirtschaft.
  9. Bezahle deinen Beitrag möglichst spät oder überhaupt nicht.
  10. Kümmere dich möglichst wenig um Werbung neuer Mitglieder; laß dies Müller tun.

(Aus dem „Allg. Reichsblatt, Zeitschrift für
praktisches Recht, Verwaltung und Wirtschaft.)

Trifft das auch auf dich zu, lieber Vereinskamerad? Nein, gewiß nicht. Du solltest nur immer an diese 10 Gebote denken, wenn du einmal in die Versuchung kommen solltest, den Einflüsterungen falscher Vereinsmeier zu unterliegen. Denke nur immer daran, daß der Sport nicht Selbstzweck ist, sondern der körperlichen Gesundhaltung und Förderung der Lebensfreude dient. Nur wer das erkannt und an sich selbst erfahren hat, wird den Mut und die Kraft aufbringen, die notwendig sind, um den Sport ehrenamtlich zu organisieren, zu verwalten und zu finanzieren.

 

 

In diesem Jahre erhielten wir auch unser erstes Schulboot, einen Schuleigenen C-Vierer. Aber bevor ich weiter berichte, möchte ich die Vorgeschichte dieses ersten Bootes erzählen. Her Papenhausen hatte in den Mitteilungen der „Ehemaligen Realgymnasiasten“ * über unsere Schulruderriege und ihre Arbeit berichtet. Er klagte in seinem Artikel auch über das fehlende Bootsmaterial und meinte, daß uns wohl nur noch der „reiche Onkel aus Amerika“ retten könne. Der Zufall spielte einem ehemaligen Schüler, der jetzt in Mexico-City lebt, diese Mitteilungen in die Hände. Als Theo Nieberg, so hieß unser ,Ehemaliger’, diesen Notruf der Ruderer vernommen hatte, schickte er uns spontan 350 Dollar für ein neues Boot. Großer Jubel herrschte über diese Nachricht im Kreis unserer Ruderer. Sofort wurde ein Boot gekauft und in Anerkennung und Dankbarkeit auf den Namen

Theo Nieberg

getauft.

   * Heft 16 (September 1951), S. 17

 

Die Tagespresse berichtete am 17. August 1952 über die Taufe zweier neuer Boote für den Osnabrücker Ruderverein:

„Der Osnabrücker Ruderverein konnte gestern ein bedeutsames Ereignis in seine Vereinschronik eintragen: Auf dem mit Wimpeln und Fahnen festlich geschmückten Vorplatz des Bootshauses am Kanal wurden zwei neue Ruderboote getauft. Ein Doppelzweier, zu dessen Anschaffung wesentliche Initiative von der ORV- Jugendabteilung ausging, erhielt den Namen „Kameradschaft“, während der von dem ehemaligen Schüler der Oberschule, Theo Nieberg, gestiftete Vierer den Namen seines jetzt in Mexiko wohnenden Spenders an der Seitenplanke trägt.“ In den Reden hoben der Vorsitzende des ORV, Dr. Gröne, und Senator Rabe namnes der Stadt die enorme Aufbauleistung nach dem Kriege hervor und lobten den Geist sportlicher Kameradschaft, der die Ruderer auszeichne. Rabe übergab einen Scheck in Höhe von DM 300,- unter dem Beifall der Anwesenden.
„Oberstudiendirektor Dr.  H o r n  erklärte in seiner Taufrede, daß die Staatliche Oberschule für Jungen die guten Beziehungen mit dem Osnabrücker Ruderverein besonders Pflege und die Dollarspende aus Mexiko gern für die Anschaffung eines Ruderbootes zur Verfügung gestellt habe. Schule und Sport, so betonte er, gehören zusammen. In der Schule, wo die wissenschaftlichen Aufgaben den Vorrang hätten, komme der Sport jedoch zu kurz, so daß der Jugend zusätzlich in den Sportvereinen der erforderliche Ausgleich ermöglicht werden müsse.“

Nach der Taufe der beiden neuen Boote wurde „ein Städtekampf zwischen dem Osnabrücker Ruderverein und dem Ruder- und Hockeyclub Rheine ausgetragen, der die Rheiner bei allen Rennen in Front sah.“

Die Ergebnisse:
            Stilrudern für Mädchen (Doppelvierer, Anfänger 1952): 1.Rheine 42 Punkte; 2. ORV (Ehrlich, Breitmeyer, Sylla, Lenuweit, St. Rabasch) 38 Punkte.
            Stilrudern für Frauen (Doppelvierer): 1. Rheine 48 Punkte; 2. ORV (Lunau, Warnken, E. Rost, A. ter Meulen) 47 Punkte.
            Doppelzweier für Frauen (800 Meter): 1. Rheine 4:14,0; 2. ORV (Frau Kroenke, Frau Krahmer, St. Fräulein Bardinal) 4:14,8 (eine Viertellänge zurück).
            Rennvierer für Herren (1000 Meter): 1. Rheine 3:52,1; 2. ORV (Bock jr., v. Bredow, Alfeis, Desmarowitz, Joost, St. Bietz) 4:02,7 (zwei Längen zurück).
            Doppelzweier für Herren (1000 Meter): 1. ORV (Dreinhöfer, Joost, St. Bietz) 4:32,4; 2. Bremen 4:34,1 (eine halbe Länge zurück)         hr

OStD Dr. Max Horn bei seiner Ansprache    (Foto: EMA)

 

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