1. albrecht

Albrecht, Konrad

Fächer: Deutsch / Latein / Geschichte; unterrichtete an unserer Schule vom 1.8.1933 bis zum 31.03.1954

Nachruf
Studienrat a. D. Konrad Albrecht †
Mit tiefem Schmerz hat eine große Trauergemeinde dankbarer Schüler von dem plötzlichen Ableben Konrad Albrechts Kenntnis genommen. Mit ihm ist eine der markantesten Gestalten der älteren Lehrergeneration unserer Schule dahingeschieden. Ein Mann von echtem Schrot und Korn, eckig, eigenwillig, hochbegabt, ein Lehrer, der viel von sich selbst und seinen Schülern verlangte und beileibe nicht jedermanns Freund sein wollte, ein echter Erzieher, dem viele Schüler ein grundlegendes Wissen in Deutsch, Geschichte und Latein verdanken.
Er wurde am 12. Dezember 1888 als Sohn des Oberzollrevisors Konrad Albrecht in Zeitz geboren und besuchte das Staatliche Gymnasium in Wiesbaden, wo er am 4. März 1907 die Reifeprüfung bestand. In den Jahren bis 1920 widmete er sich mit Unterbrechungen, wie sie vor allem durch den 1. Weltkrieg bedingt waren, aus dem er als Leutnant zurückkehrte, dem Studium der obengenannten Fächer, und zwar an den Universitäten Tübingen und Göttingen. Nach bestandenem Staatsexamen leistete er sein Vorbereitungsjahr vom 1. 1. 21 bis zum 31. 12. 21 am Staatlichen Gymnasium in Göttingen ab. Am 20. Dezember 1921 bestand er in Göttingen die pädagogische Prüfung mit dem Prädikat: Gut.
Am 15. August 1921 verheiratete er sich mit Elsbeth Gieseke in Dransfeld, wo ihr Vater Pastor war.
Dann finden wir ihn zunächst als Mittelschullehrer in Osterholz-Scharmbeck tätig. Am 16. 10. 1925 wurde er Studienassessor an der Staatlichen Realschule zu Otterndorf (Elbe). Am 1. 4. 1928 trat er in gleicher Eigenschaft an das Staatliche Gymnasium in Norden über, wo er am 1.7. 1928 zum Studienrat befördert wurde. Seit dem 1. 8. 1933 hatte er eine Planstelle an unserer Schule inne, aus der er mit Erreichung der Altersgrenze am 31. März 1954 ausschied.
Kaum ein Jahr war es ihm vergönnt, die Muße des Ruhestandes zu genießen. In der Nacht zum 27. März 1955 erlag er einem plötzlichen Herzanfall. Der herbeigerufene Arzt konnte leider keine Hilfe mehr bringen. Am 31. März 1955 wurde er auf dem Heger Friedhof in Osnabrück zur letzten Ruhe gebettet.
Im Namen der gesamten Schulgemeinde hielt Studienrat Käsewitter eine ergreifende Ansprache.
Wir wissen, sagte er, unser Leben liegt in Gottes Hand. Wie Gott es bestimmt, so [müssen wir es nehmen. Wir dürfen nicht murren, nicht zürnen. Aber wir dürfen traurig sein; und unsere Trauer ist heute deshalb so groß, weil es unserem lieben Kollegen, der erst vor einem Jahre aus der Arbeit schied, nicht vergönnt war, noch ein paar Jahre der Ruhe mit den Seinen zu verleben.
Das Schicksal wollte es, daß ich einen weiten Weg im Leben mit ihm zusammen wanderte. Wir waren in Norden eine Reihe von Jahren an derselben Schule und fanden uns nach kurzer Unterbrechung hier in Osnabrück zu gemeinsamer Arbeit an der Jugend wieder. Und all diese Zeit steigt heute wieder in der Erinnerung vor mir auf. Ich sah ihn frisch und jugendlich am Anfang seiner Tätigkeit, ich sah ihn glücklich im Kreise seiner Familie, zusammen mit seiner Gattin und seinen zwei prächtigen Kindern. Ich sah ihn nach dem schweren Schicksalsschlage, als sein einziger Sohn Fried nicht aus dem letzten Weltkrieg zurückkehrte, bis zum Ende seines Schaffens, wie er müder und müder wurde.
Aber hier wie dort der gleiche feste Charakter! Er wußte das Glück zu schätzen und weise zu genießen, er war aber auch stark genug, das Schwere hinzunehmen und sich nicht beugen zu lassen.
Und diese Gleichmäßigkeit, die seinen Charakter auszeichnete, finde ich auch in seiner Arbeit. Er war ein Mensch, der bis zuletzt seine schönste Erholung im Studium wissenschaftlicher Bücher fand. Er war sehr belesen und hatte sich dabei ein feines kritisches Urteil erworben, daß (sic) seinem Deutsch- und Geschichtsunterricht die Tiefe gab, die von uns Kollegen immer geschätzt und gewürdigt wurde. Besonderes Interesse brachte er der Kunstgeschichte entgegen, und auch dadurch konnte er seinen Unterricht bereichern und erweitern und seinen Schülern viel geben.
Denselben Fleiß, dieselbe Gewissenhaftigkeit, die seine Arbeit kennzeichnet, forderte er auch von seinen Schülern und erzog sie dazu. In allen seinen Entscheidungen wurde er von einem starken Gerechtigkeitssinn bestimmt und wußte in der Erziehung der ihm anvertrauten Schüler Strenge mit Güte fein zu verbinden. Die allgemeine Verehrung, die er sich erwnrb, wird über das Grab hinaus dauern. Uns Kollegen gegenüber war er allzeit hilfsbereit und gütig. Wenn er auch im allgemeinen still war, so konnte er doch auch sehr humorvoll «ein.
So fand ein Leben sein Ende, das wohl gelebt war. Wir danken in dieser Abschiedsstunde unserem lieben Kollegen Albrecht noch einmal für alles, was er der Schule, den Schülern und uns, seinen Mitarbeitern, gab; wir werden ihn nie vergessen.

Möge er in Frieden ruhen!

Lg. (Laig)

Quelle: Mitteilungsblatt der Vereinigung Alter Realgymnasiasten zu Osnabrück, Nummer 20/Oktober 1955, S. 5f.

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