Abiturjahrgang 1917

Wilhelm Röhrs

Weitere Namen liegen nicht vor.

 

Wilhelm Röhrs hat 1917 an dem damaligen „Königlichen Reformrealgymnasium mit Realschule“, wie unsere Schule damals hieß, an der Lotter Str. 6 die Reifeprüfung abgelegt. Er wurde dann zum Heer eingezogen und an der Westfront als Funker eingesetzt. 1919 nahm er das Chemiestudium auf und erhielt auf Empfehlung seines ehemaligen Lehrers Prof. J. Tiemann Unterstützung aus der „August-Haarmann-Gedächtnisstiftung“ des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Vereins.

Wilhelm Röhrs (1898-1945); Abitur 1917 (Foto: privat)

 

Die Informationen und die Bilder hat uns der Neffe von W. Röhrs zur Verfügung gestellt – das EMA bedankt sich vielmals!

Über den weiteren Werdegang seines Onkels schreibt sein Neffe (wir übernehmen die Informationen mit Dank):
„W. Röhrs promovierte in Hannover. Über mehrere Jahre war er Werksleiter der Bakelitefabrik Erkner bei Berlin und von 1939 bis 1945 Professor für organische Chemie an der TH Berlin-Charlottenburg. Er starb am 26. 02. 1945 mitsamt seiner Familie durch einen Bombenangriff in Schöneiche bei Berlin.“

 

Deutscher Aufsatz Nr. 4. (Hausaufsatz.)
„Über die Grundlagen unseres Wirtschaftslebens im Frieden und im Kriege.“
Wilhelm Röhrs. Oberprima

Brief von Prof. J. Tiemann an den Generaldirektor Regierungsrat Dr. Haarmann

Osnabrück 4.3.19

Sehr geehrter Herr Regierungsrat!

Durch anliegenden Brief möchte ich mir erlauben, Ihre Aufmerksamkeit auf Wilhelm Röhrs zu lenken. Er ist der Sohn eines Arbeiters der Georgsmarienhütte. Der Arbeiter hat schon lange Jahre dem Werk gedient und sich während dieser Zeit, soweit ich von zuständiger Seite erfahren habe, als sehr zuverlässig und tüchtig bewährt. Der Sohn besuchte zuerst die Mittelschule und dann 5 Jahre hindurch unser Realgymnasium. Er zeichnete sich durch Begabung ebenso wie durch Eifer und Fleiß aus und bestand Ostern 1917 die Reifeprüfung- keine Kriegsreifeprüfung- mit „Sehr gut“ im Deutschen und in der Chemie, mit „Gut“ in den anderen Fächern. Chemie war sein Lieblingsfach und ich habe ihm damals zugeredet, dieses Fach zum Studium zu wählen und von seinem ursprünglichen Plane – nach der Reifeprüfung auf das Lehrerseminar überzugehen – Abstand zu nehmen. Der Verzug, durch den Lehrerberuf hindurch eine seinen Neigungen und Fähigkeiten entsprechende Stellung zu erringen, schien mir zu groß.

Mir schwebte dabei für die Zukunft eine Stelle in einer chemischen Fabrik vor. Wie das bei den jetzigen Verhältnissen enden mag, steht ja leider dahin. Wilhelm Röhrs ließ sich nun in Münster immatrikulieren und gleichzeitig zum Hilfsdienst beurlauben. Der Hilfsdienstpflicht genügte er einige Monate im chemischen Laboratorium der Georgsmarienhütte, bis er zum Heeresdienst eingezogen wurde. Er trat ein als Telegraphist und wurde zum Funker ausgebildet. Als solcher ist er noch jetzt in Hannover tätig. Gleichzeitig benutzt er die Gelegenheit zum Studieren an der dortigen Technischen Hochschule. Wie wacker er sich dabei durchschlägt, und wie strebsam er für seine Zukunft arbeitet, wollen Sie aus dem beiliegenden Brief ersehen. Über kurz oder lang wird er natürlich Unterstützung zur Durchführung seines Studiums nötig haben. Ich weiß nicht, wie weit das Werk etwa in der Lage ist, ihm eine solche zu gewähren. Jedenfalls aber bin ich der festen Überzeugung, dass, falls dies möglich ist, die Unterstützung einem in jeder Beziehung Würdigeren als ihn nicht zuteil werden könnte.

Sollte Ihnen eine persönliche Rücksprache mit mir in der Angelegenheit erwünscht sein, so bitte ich, mir eine entsprechende Mitteilung zu machen.

Wir Lehrer befinden uns bei dem natürlichen Bestreben, solchen hervorragend tüchtigen Schülern den Lebensweg zu ebnen, in einer misslichen Lage. Auf die Verteilung von Stipendien hat ja leider die Prüfungskommission, der doch zweifellos das sicherste Urteil über Würdigkeit und Befähigung des jungen Mannes zusteht, gar keinen Einfluss. Es sollte mich deshalb sehr freuen, wenn ich nun wenigstens auf diesem Wege durch meine warme Empfehlung dem jungen Herrn Röhrs helfen könnte.

Mit vorzüglicher Hochachtung

J Tiemann, Prof.

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